Die Beifuß-Ambrosie gelangt auf verschiedenen Wegen unbeabsichtigt nach Europa bzw. nach Deutschland. Die wesentlichsten Einbringungswege der Beifuß-Ambrosie sind:

mit Vogelfutter (Winterstreufutter, Hühnerfutter, Exontenfutter)

Zweckentfremdung von Sonnenblumensamen-Vogelfutter als Saatgut (auch als 25 kg-Säcke im Agrarhandel vertrieben)

"wilde" Entsorgung von Vogelfutter/Futtermittel-Resten und Gartenabfällen in die freie Landschaft

Transport von mit Samen belastetem Erdmaterial (Baugruben, Erdaushubzwischenlager)

über die Schifffahrt (Futtermitteltransporte)

mit Autos/LKW/landwirtschaftlichen Maschinen (Fahrtwind, Reifenritzen, Erdanhaftungen)

über ungenügend gereinigtes Saatgut (z.B. Wildacker- und Blumensaaten)



Vogelfutter als bedeutender Einschleppungsweg

Untersuchungen der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie haben ergeben, dass die in Vogelfutter als unbeabsichtigte Beimischung enthaltenen Samen der Beifuß-Ambrosie einer der wichtigsten Einschleppungsursachen der Pflanze in Deutschland sind. In den letzten Jahren (2005, 2006, 2007) wiesen etwa 70 % der untersuchten Vogelfutter-Produkte Samen der Beifuß-Ambrosie auf. Die Mengen schwankten von wenigen Samen bis zu 1964 Samen pro kg. In Gärten, häufig in unmittelbarer Nähe zum Futterplatz, kann die Beifuß-Ambrosie durch herab fallende Samen zur Entwicklung gelangen und bei guter Nährstoffversorgung eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen. Werden die Pflanzen nicht rechtzeitig vor der ab September eintretenden Reife der Samen entfernt, kann mit Gartenabfällen oder über Erde eine Ausbreitung in die freie Landschaft erfolgen. Da eine Ambosia-Pflanze mehrere tausend Samen produzieren kann, können sich schnell große Bestände entwickeln. Eine möglichst umfassende Reinigung der Futtermittel von unerwünschten Pflanzensamen ist daher erforderlich, um die weitere Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie zu verhindern.

Verunreinigtes Vogelstreufutter Mit Samen der Beifuß-Ambrosie verunreinigtes Vogel-Mischfutter



Merkblatt des BMELV für die Futtermittelindustrie

Durch ein im März erschienenes Merkblatt hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die Futtermittelindustrie aufgefordert eine Reinigung der Futtermittel vorzunehmen und Empfehlungen für Grenzwerte gegeben. So soll in einer ersten Stufe die Belastung mit ca. 35 Ambrosia-Samen pro Kilogramm Vogelfutter (=0,02%) und in einer zweiten Stufe von ca. 10 Ambrosia-Samen pro kg Vogelfutter (=0,005%) nicht überschritten werden. Hersteller, die diese Grenzwerte einhalten, können dies auf ihren Packungen kenntlich machen. In der Schweiz ist bereits heute per Gesetz nur ein Wert von 0,005 Gewichtsprozent (= ca. 10 Samen pro kg) erlaubt. Angesichts der Ausbreitungsfähigkeit der Beifuß-Ambrosie sollte eine möglichst vollständige Reinigung der Futtermittel angestrebt werden.


Aktuelle Untersuchung von Vogelfutter Winter 2008

Kein Verlass auf das Label "Ambrosia-kontrolliert"

90 % der von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie untersuchten Proben verschiedener Hersteller mit dem Label „Ambrosia-kontrolliert“ wiesen Samen der Allergien auslösenden Beifuß-Ambrosie auf. 45 % der Proben überstiegen sogar den Orientierungswert des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

In den letzten Jahren wurde in zahlreichen Presseerklärungen die Bevölkerung aufgerufen, beim Kauf nach ambrosiafreiem Vogelfutter zu fragen. Im Herbst diesen Jahres bieten erstmals eine größere Zahl von Herstellern in Deutschland Vogelfutterprodukte mit dem Label „Ambrosia-kontrolliert“ an. Im Rahmen einer Untersuchung hat die Projektgruppe Biodiversität aktuell in den Handel gelangte Produkte auf ihre Gehalte an Samen der Beifuß-Ambrosia untersucht. Neben einigen Mischvogelfutterprodukten wurden vorwiegend Sonnenblumenkerne-Futter getestet. Es zeigte sich, dass die meisten Produkte nach wie vor mit Samen der Beifuß-Ambrosie belastet waren. Dies gilt leider auch für die Produkte, die als „Ambrosia-kontrolliert“ oder „Ambrosia-controlled“ gekennzeichnet sind. 90 % der untersuchten Proben mit entsprechendem Label wiesen Samen der Beifuß-Ambrosie auf, d. h. nur etwa jeder zehnte Vogelfuttersack war frei von Samen der Beifuß-Ambrosie. Der höchste Wert betrug 301 Ambrosia-Samen pro kg Vogelfutter. Wenn man den Orientierungswert des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in der ersten Stufe von maximal 35 Samen pro kg zugrunde legt, erfüllen 45% der Proben diese Grenze nicht. Nach der Bewertung des Verbrauchermagazins Ökotest, das Produkte mit mehr als 10 Ambrosia-Samen pro kg als „ungenügend“ bezeichnet, fallen 70 % der untersuchten Vogelfutter-Proben in diese Kategorie.
Einige Hersteller bemühen sich, ihre Produkte weitgehend frei von Ambrosia-Samen in den Handel zu bringen. Für den Verbraucher ist es jedoch trotz Kennzeichnung nicht möglich zu erkennen, welches Produkt tatsächlich weitgehend frei von Ambrosia-Samen ist.
Angesichts der hohen Belastung selbst des gekennzeichneten Vogelfutters mit Ambrosia-Samen, ist das Label „Ambrosia-kontrolliert“ derzeit als „irreführend“ zu bezeichnen.

Kein Verlass auf das Label "Ambrosia-kontrolliert" Mit Samen der Beifuß-Ambrosie verunreinigtes Sonnenblumenkerne-Vogelfutter



Empfehlungen zur Verhinderung der Einschleppung:

Bevorzugt großkörniges Sonnenblumensamen-Vogelfutter verwenden und vor Gebrauch sieben. Die feinen Anteile über den Restmüll entsorgen. Das Sieb sollte eine Maschenweite von etwa 4 mm aufweisen. In vielen Haushalten vorhandene Salatseiher sind zum Sieben geeignet.

Vogelfutterplätze und ihre Umgebung im Frühjahr und Sommer kontrollieren und Ambrosia-Pflanzen möglichst frühzeitig entfernen (zu Vorsichtsmaßnahmen siehe Aktionsprogramme von Bund und Ländern).

Vogelfutter-Abfälle oder Käfigstreu in den Restmüll geben, keinesfalls in die freie Landschaft entsorgen oder in die Biomülltonne werfen.

Keine Zweckentfremdung von Vogelfutter als Saatgut für Schnittblumenfelder oder Wildäcker



Vogelfutter selber sieben!

Nur wer selber siebt, kann sicher sein! Viele der handelsüblichen Salatseiher sind zum Sieben von Sonnenblumen-Vogelfutter geeignet. Lochweite ca. 4 mm. Feinmaterial über den Restmüll entsorgen.



Nähere Angaben zur Untersuchung Winter 2008

Die Untersuchung umfasst 20 Vogelfutterproben mit dem Label „Ambrosia kontolliert“ oder „Ambrosia controlled“, die Oktober und November 2008 bei verschiedenen großen Handelsketten (Drogeriemärkte, Supermärkte, Zoofachhandel, Warenhäuser) in Hessen und Bayern gekauft wurden. Es handelt sich um 7 Produkte von 5 Herstellern. Von jedem Produkt wurden mindestens zwei Proben untersucht. 15 Proben sind Sonnenblumenkerne-Vogelfutter und 5 Proben Mischfutter.
Zur Bestimmung der Kontamination mit Samen der Beifuß-Ambrose wurden jeweils 1 kg der Futtermittelproben im Labor untersucht. Die Vogelfutterproben wurden mit zwei Loch- und Drahtgewebesiebe in Maschenweite von ca. 4 mm und 1 mm gesiebt und in drei Fraktionen aufgeteilt. Anhand ihrer charakteristischen Form werden die Samen (bzw. Früchte“) in jeweils kleinen Portionen in weißen Schalen bei heller Beleuchtung identifiziert und aus den jeweiligen Fraktionen ausgelesen. Die separierten Früchte/Samen wurden unter einer Stereolupe auf korrekte Artzugehörigkeit überprüft. Unvollständige Früchte/Samen bzw. Bruchstücke von Früchten/Samen wurden nicht mitgezählt.

Samen der Beifuß-Ambrosie in Sonnenblumenkerne-Vogelfutter



Weitere Informationen

Pressemitteilung der Projektgruppe Biodiversität vom 12.12.2008 zum Thema "Ambrosia-Samen im Vogelfutter: Kein Verlass auf das Label Ambrosia-kontrolliert“ [341 KB]

Merkblatt des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur Verringerung der Verunreinigung mit Samen der Beifuß-Ambrosie vom 17.03.2008

Test auf Samen der Beifuß-Ambrosie in Vogelfutter im Verbrauchermagazin Ökotest, Heft Dez. 2007

Vogelfutteruntersuchung des Hessischen Rundfunks in Alles Wissen vom 12.11.2008


Download von Bildern in hoher Auflösung

Bild: Handelsüblicher Salatseiher zum Sieben von Sonnenblumenkerne-Vogelfutter; Lochweite ca. 4 mm.

Bild: Sonnenblumenkerne-Vogelfutter mit Samen der Beifuß-Ambrosie mit weißem Hintergrund

Bild: Sonnenblumenkerne-Vogelfutter mit Samen der Beifuß-Ambrosie mit blauem Hintergrund

Weitere wichtige Einschleppungswege

Schon länger nachgewiesen sind Funde von Ambrosia in Häfen und an Bahnanlagen, die auf den Warentransport, insbesondere mit Ölfrüchten und Getreide aus Gebieten, in denen Ambrosia häufig auf Äckern wächst, zurück gehen.
Eine schnelle Ausbreitung erfolgt mit samenhaltigem Erdmaterial. Über Erdaushubzwischenlager kann belastete Erde in kurzer Zeit weit verteilt werden. So hat sich die Beifuß-Ambrosie beispielsweise in einer Stadt in Südhessen durch belastetes Erdmaterial innerhalb von 5 Jahren in allen großen Naubaugebieten auf mehreren ha Bestandsfläche ausgedehnt. Durch Erdaushub zahlreicher Baugruben erfolgte ein "Export" belasteter Erde in die Region. Samenhaltige Erde wird auch im Straßen- und Wegebau verwendet.
Auch mit Autos erfolgt eine Einschleppung bzw. eine weitere Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie in die Umgebung, wie dies beispielsweise für die Region um Mailand berichtet wird. Wie schon in der Schweiz ist auch in Deutschland eine Ausbreitung der Art durch an landwirtschaftlichen Maschinen haftende Erde, die Früchte vom Ambrosia enthalten, nachgewiesen. Auch durch Ambrosia-Verunreinigungen in Einsaatmischungen für Wildäcker wird die Art unbewusst eingeschleppt.



Einbringung mit Futtermitteltransporten

Beim Entladen der Binnenschiffe geht gelegentlich Fracht (Futtermittel, Getreide) mit Ambrosia-Samen über Bord (Industriehafen Mannheim)




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